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Ein anderer beliebter Grund für Railroading ist übrigens die Abhängigkeit der Spielleiterin von einer bestimmten Situation in der Zukunft. Das würde aber hier den Rahmen sprengen.
Jetzt stellt man sich vielleicht die Frage: Warum sollte das so sein? Warum sollte jemand so blöd sein, sich von einer Situation in der Zukunft abhängig zu machen? Und was kann man dagegen tun? Hierzu vier Beispiele.
1) Vorbereitung nach literarischem Spannungsbogen
Oft wird empfohlen, Abenteuer ähnlich wie eine Geschichte aufzubauen, mit Einleitung, Höhepunkt usw. Ich kenne diese Empfehlung vor allem aus der Das-Schwarze-Auge-Ecke, habe es aber auch schon anderswo gelesen. (Beispiel 1, Beispiel 2, auf die Schnell beide aus dem DSA-Umfeld) Vor allem der Höhepunkt bietet sich als Szene an, auf die die Spielleiterin hinarbeitet.Wie man das vermeiden kann: Ich halte eh nicht so viel davon, eine Geschichte vorzubereiten. Die Geschichte ist das erlebte Spiel im Rückblick und nicht etwas, das man nachspielt. Meiner Meinung nach sollte die Vorbereitung zum Spielen also nicht nach den Regeln der Literatur erfolgen. Beispiele für eine sinnvolle Vorbereitung gibts unter anderem in meinem Buch, aber natürlich auch an vielen Stellen im Netz.
2) Abhängigkeit von Fremdmaterial
Am Ende muss das Mädchen leben, der Drache muss entkommen oder der Todesstern zerstört werden, damit auch Teil 2 und 3 der Kampagne gespielt werden kann, in die die Spielleiterin immerhin insgesamt 60 Eullar investiert hat.Wie man das vermeiden kann: Wenn man Pech hat, ist die geforderte Situation sehr eng gefasst. Dann sollte die Spielleiterin sich vorher gut überlegen, was sie macht, wenn die Situation nicht erreicht wird. Das bedeutet eventuell recht viel Arbeit im Vorfeld (hier haben wir den übrigens eine möglichen faulen, railroadenden Spielleiterin erkannt)
Ist die Situation aber entsprechend breit, so reichen die passenden Spielerfiguren aus, um die gewünschte Situation (früher oder später) zu bekommen. Ansonsten stehe ich auf dem Standpunkt: Die Spielleiterin darf nicht das Kaufabenteuer leiten, sondern ihr eigenes. Natürlich kann sie das Kaufabenteuer als Grundlage für ihr eigenes Abenteuer benutzen.
3) Abhängigkeit von anderen Spielleiterinnen
Wenn sich Spielleiterinnen abwechseln, möchte sich die zweite vielleicht auch vorbereiten und auf einer bestimmten Situation aufsetzen. Oder mehrere Spielleiterinnen leiten parallel und die Gruppen sollen am Ende zusammenkommen.Wie man das vermeiden kann: Das ist wahrscheinlich in der Praxis ein eher exotisches Problem. Wenn es aber aufzutreten droht: Versucht, die Dinge schon in der Vorbereitung loser zu koppeln.
4) Abhängigkeit von eigenem Material
Eine Spielleiterin hat eine coole Idee und möchte darauf hinarbeiten. Oder sie hat einfach zu viel vorbereitet und möchte das nicht umsonst gemacht haben. Beides ähnlich zur Abhängigkeit von Fremdmaterial.Wie man das vermeiden kann: Letztendlich ist es egal, ob es eigenes oder Fremdmaterial ist. Die Spielleiterin sollte zusehen, dass sie nicht in das Problem läuft — gerade, wenn sie alles selber in der Hand hält sollte das möglich sein.